Thomas Glavinic – Das größere Wunder

glavinicThomas Glavinic ist ein österreichischer Autor. Bevor er zu schreiben begann, war er als Werbetexter und Taxifahrer tätig, 1998 erschien sein erster Roman „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden„, der zwar vielfach ausgezeichnet wurde, einer breiteren Öffentlichkeit aber dennoch verborgen blieb. Glavinic ist für das Spiel mit Realität und Wahrnehmung bekannt, besonders deutlich trat das wohl in seinem 2007 erschienenen Roman „Das bin doch ich“ hervor, der von einem Protagonisten namens Thomas Glavinic handelt. Mit ‚Das größere Wunder‚, erschienen im Hanser Verlag, gelang ihm schlussendlich der Sprung auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2013.

Es gibt Menschen, deren Leben mit dem Begriff ‚unkonventionell‘ wahrscheinlich unzutreffend bis mangelhaft und allerhöchstens leidlich beschrieben sind. Thomas Glavinic stellt uns einen solchen Menschen vor. Einen Menschen, dessen Leben von Anfang an Umwege und Trampelpfade den geraden Hauptstraßen vorzog. Trampelpfade auf den Mount Everest. Jonas wächst in schwierigen Verhältnissen auf. Sein Zwillingsbruder Mike leidet unter einer leichten geistigen Behinderung, seine Mutter ist schwer alkoholkrank und selten nüchtern.

Er dachte Tag und Nacht daran, wie er Mike beistehen konnte, wie er ihn vor den Hänseleien der anderen Kinder und vor der Wut seiner Mutter schützen konnte, der Wut seiner Mutter und der ihrer Freunde, die nichts übrighatten für ein Kind, das dauernd in die Hose machte, mit dem Essen herumwarf und Haushaltsgeräte kaputtschlug. Und so kam Jonas jeden Morgen zu seiner Mutter in die Küche, wo es nach Kaffee roch, im Radio Volksmusik gespielt wurde und überall leere und halbleere Rotweinflaschen herumstanden.

Diese belastende Familiensituation erreicht ihren Höhepunkt, als sich Jonas schützend vor seinen Bruder stellt und von dem derzeitigen Lebenspartner seiner Mutter, krankenhausreif geschlagen wird. „Das Affe“ nennt er ihn, weil er abgeklärt und aufrichtig empfindet, dass dieser Mann keinen Namen und schon gar keinen korrekten Artikel verdiene. Nach diesem Vorfall zieht Jonas, zunächst nur vorübergehend, glaubt er, mit seinem besten Freund Werner zu dessen Großvater, den alle nur Picco nennen. Eigentlich heißt er Leopold Brunner. So nennt ihn niemand. Für Jonas beginnen grenzenlose Zeiten auf dem Anwesen eines Mannes, der nicht nur Hauspersonal beschäftigt und eine unvorstellbare Summe Geld zu besitzen scheint, sondern auch seinen offenbar vorhandenen Einfluss zugunsten der Kinder nutzt.

Ist schon für viele normal aufwachsende Menschen die Kindheit gewissermaßen eine Zeit der Narrenfreiheit, haben Werner und Jonas alle erdenklichen Möglichkeiten. So probieren sie aus, wie lange man es aushält, ohne sich zu waschen, Jonas trinkt eine Flasche Olivenöl und wankt damit, obwohl er sich mehrfach übergibt, durch den Garten. Die beiden rasen mit einem Rollstuhl, in dem Jonas aufgrund mysteriöser Fieberschübe viele Wochen zubringt, einen steilen Abhang, „die Piste“, hinunter. Bereits Jonas‘ Jugend ist geprägt von Grenzerfahrungen und dem Austesten derselben. Wie weit kann ich gehen? Was ist größer als ich?

Gleich bist du tot, dachte er.
Es war ein Moment, über den er später oft nachdachte. Was er dabei gefühlt hatte, als er merkte, wie dünn die Wand zwischen Leben und Tod war, als er in diesen Sekunden, die ihm vorkamen wie Minuten, mit erschütternder Klarheit erkannte,  dass alle Sicherheit Illusion war.

Bei einer dieser waghalsigen Manöver stirbt sein Freund Werner und als die Verluste in Jonas‘ Leben sich häufen, flieht er. Durch seinen Ziehgroßvater mit genügend finanziellem Polster ausgestattet, reist er um die Welt. Kaum eine Stadt, die er nicht besucht, die er nicht in sich aufnimmt auf der Suche nach Sinn und Erfüllung. Norwegen,Frankreich, Italien, Japan – keinen Ort lässt er unbesucht, ja, er quartiert sich sogar in Prypjat ein, der ukrainischen Geisterstadt nahe Tschernobyl. Er lässt eine Viermastbark eigens für sich anfertigen und kauft eine Insel, er lässt einen alten Container aus Neuseeland in seine Heimat verschiffen und das Ganze wieder retour. Außerdem – und das bildet, neben den Kindheitserinnerungen den zweiten Erzählstrang des Romans – versucht er, den Mound Everest zu besteigen. Alles, um einen Sinn im Leben zu finden, die Leere zu füllen, sich selbst zu überflügeln und Marie zu vergessen, die Liebe seines Lebens.

Eines ist klar: Thomas Glavinics Roman ist inhaltlich gewaltig, ein ziemlicher Brocken, schwer zu verdauen. Ein Superlativ jagt den nächsten und noch mit gebrochener Rippe, halluzinierend und vollkommen entkräftet lässt sich Jonas von niemandem davon abbringen, den Gipfel zu besteigen. Notfalls allein. Er ist ein Mann der Extreme, ein Mann, der in seiner Verzweiflung und Verbissenheit fast überzeichnet, mindestens aber übersteigert und fast krankhaft wirkt. Immer öfter beschleicht einen das Gefühl, er wisse gar nicht, wonach er suche, er trete im wahrsten Sinne des Wortes einfach die Flucht nach vorn an. So träumt er auch immer wieder von hohen Wellen, die ihn überspülen, mächtigen Wassermassen, denen er hilflos ausgeliefert ist. Thomas Glavinic lotet mit Jonas Grenzen aus. Im wahrsten Sinne des Wortes gipfelnd in der Besteigung, in der Bezwingung des Mount Everest. Und findet er am Ende, was er sucht?

Eines jedenfalls kehrt im Ausgleich für erfrorene Gliedmaßen zu ihm zurück – Marie. Ein bitterer Beigeschmack mischt sich in die atemberaubend geschilderten letzten Szenen des Erfolges. Jonas hat nicht nur den Berg, sondern auch sich selbst bezwungen. Aber wofür? Für eine Frau? Immer wieder setzt er wissentlich und leichtsinnig sein Leben auf’s Spiel, ohne am Ende tatsächlich klüger, gemäßigter oder beruhigter zu sein. Insofern ist man nahezu geneigt, es als „das größere Wunder“ zu bezeichnen, dass Jonas Glavinics Roman lebend überstanden hat. Sprachlich und szenisch zweifelsohne beeindruckend, überzeichnet mir Thomas Glavinic die Suche nach Sinn und Einklang mit sich selbst doch zu sehr, sodass die Geschichte mehr zu einem Liebesdrama um einen Adrenalin-Junkie verkommt. Mit Sicherheit gänzlich ohne das tatsächllich zu beabsichtigen. Es gab viele begeisterte Stimmen zu diesem Roman, denen ich mich leider nur bedingt anschließen kann.

Irgendwann wirst du ganz oben sein.
Aber was machst du dann? Außer wieder runtergehen und noch immer du sein?

Gedanken zur Shortlist

shortlist

Da sind sie nun, die sechs Favoriten, unter denen sich entscheidet, wer den Deutschen Buchpreis 2013 gewinnt. Allesamt eher schwierig und fordernd, keine Bücher, die man ganz locker im feierabendlichen Licht der Leselampe verschlingt. Mir und meinen Kolleginnen von „5 lesen 20“ wurden nun einige Fragen zur Shortlist gestellt.

Welcher Roman der Shortlist ist Ihr Favorit und warum?

Von den Romane, die ich im Projekt gelesen habe, hat es ausschließlich Terézia Mora auf die Shortlist geschafft, dementsprechend wäre es wahrscheinlich vermessen, nun in aller Endgültigkeit über Bücher urteilen zu wollen, die man bisher nicht selbst gelesen hat. Für mich würde es sich wahrscheinlich zwischen Mirko Bonné und Terézia Mora entscheiden. Was ich bisher von Bonné gehört habe – inklusive der Leseprobe, die ich mir selbst zu Gemüte geführt habe – hat mich positiv beeindruckt. Und Terézia Mora war einfach ein sehr intensives Leseerlebnis, auch wenn es für mich Kritikpunkte gab.

Welchen Roman (aus der Longlist) vermissen Sie auf der Shortlist?

Ich vermisse Ralph Dutli und Jonas Lüscher. Beide habe ich sehr gern gelesen, Lüscher schon im Februar. Und sie gehören, meines Erachtens, zu den etwas zugänglicheren Romanen, die es nun völlig aus dem Rennen gejagt hat. Auch Thomas Glavinic vermisse ich, zu dem ich bisher ausnahmslos positive Stimmen vernommen habe.

Welchen Shortlist-Autoren würden Sie am liebsten kennen lernen wollen und warum? Was würden Sie diesen fragen wollen?

Die Antwort ist jetzt vermutlich überraschend, aber: Reinhard Jirgl. Als ich ihn bei Denis Scheck in der ‚Druckfrisch‘-Sendung sah, war er mir durchaus sympathisch und ich konnte gut verstehen, was die Intention hinter seinem nicht unumstrittenen Roman war. Viele bereits vorhandene Elemente gesellschaftlichen Zusmamenlebens zu nehmen und sie zu überzeichnen, ist eine interessante Ausgangslage. Ich würde ihn vermutlich fragen, wie wir gewissen Entwicklungen begegnen können, um genau die Zukunftsvision zu vermeiden, die Jirgl in ‚Nichts von euch auf Erden‘ entwirft. Wie sieht er sein Buch selbst?  Hält er sein Szenario selbst für möglich? Und wenn ja – wie können wir dagegen arbeiten? Jirgls Roman ist vermutlich der am schwersten verständliche, am wenigsten zugängliche und gefällige. Gerade das ist aber vielleicht das Interessanteste daran.

Welchen Shortlist-Roman schenken Sie Ihrer Schwiegermutter zu Weihnachten?

Vorausgesetzt ich hätte eine Schwiegermutter .. bekäme sie ‚Das Ungeheuer‘. In der Hoffnung, sie verstünde das nicht als unterschwellige Botschaft.

Welchen Roman wird die Jury Ihrer Meinung nach auswählen?

Nach meiner bisherigen Einschätzung wird es sich zwischen Jirgl und Meyer entscheiden. Aber ohne, dass ich das so richtig profund begründen könnte. Die Jury scheint eine Neigung für sehr literarische, herausfordernde und höchst artifizielle Texte zu haben, die der weniger geübte Leser nach wenigen Seiten beiseitelegt. Und das sehe ich am ehesten bei Reinhard Jirgl und Clemens Meyer gegeben.

[5 lesen 20] Terézia Mora – Das Ungeheuer

dasungeheuerTerézia Mora ist eine aus Ungarn stammende Autorin und Übersetzerin. Sie wuchs zweisprachig auf, ungarisch und deutsch und studierte Hungarologie und Theaterwissenschaften. An der Deutschen Film – und Fernsehakademie wurde sie außerdem zur Drehbuchautorin ausgebildet. Mora wurde für ihr Werk bereits mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Preis der LiteraTour Nord und dem Adalbert-von-Chamisso-Preis. 2009 erschien ihr Roman ,Der einzige Mann auf dem Kontinent‚, dessen Protagonist Darius Kopp wir nun in ‚Das Ungeheuer‚ wiedertreffen. Der Roman erschien im Luchterhand Verlag und steht neben neunzehn anderen auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2013.

Ein Rundumschlag gegen das Leben ..

Das Leben kann grausam sein. Unerbittlich in seiner Härte, ungerecht und gnadenlos. Niemand hat jemals versprochen, dass es gerecht ist. Es ist ein Vegetieren, ein Kämpfen um Verlorenes, um Idyll und Schönheit, die der näheren Betrachtung ja doch nicht standhalten kann. Es wäre besser, man begänne gar nicht erst damit, leben ist eine schlechte Angewohnheit. Zu solchen Schlüssen kann man nach beinahe 700 Seiten von Terézia Moras neuem Roman ohne größere Umwege gelangen. ‚Das Ungeheuer‘ ist ein Rundumschlag gegen das Leben und Existieren, ein harter Schlag ohne jede Reue.

Darius Kopp ist 46 und arbeitslos. Ursprünglich in der Telekommunikationsbranche tätig, hat er, wie viele andere, seinen Job verloren. Doch nicht nur das, er verliert auch seine Frau. Nicht einfach so, durch einen Unfall, seine Frau Flora nimmt sich das Leben. Sie erhängt sich im Wald an einem Baum. Es dauert Tage, bis sie gefunden wird. Und Darius‘ Leben bricht in sich zusammen. Er findet nirgendwo mehr Halt und – noch viel wichtiger – auch keinen Grund, ihn überhaupt zu suchen.

Das Riesenrad dreht sich in leiernder Musik, die Liebe meines Lebens hängt im Wald von einem Baum, ich parke nicht weit davon und langweile mich. Das stell dir vor und halte es aus. Sie starb bei strahlendem Sonnenschein, hing einen Tag im Regen und einen halben im kalten Wind. Sie wurde vom Förster gefunden, drei Tage vor ihrem 38. Geburtstag.

Doch schon vor ihrem Tod war das Existieren mühsam. Flora stammt aus Ungarn und hatte es in Deutschland schwer. Mit schlechtbezahlten Jobs hält sie sich über Wasser, unmöglich zu sagen, wie viele verschiedene sie angetreten hat, bevor sie wieder entlassen wurde. Ihr fehlt die Arbeitserlaubnis, sie ist Ausländerin und bekommt das zu spüren. Männer sind ihr gegenüber stets übergriffig, Flora selbst benutzt sie, um sich herabzuwürdigen. Bevor sie Darius kennenlernt, hat sie unzählige Affären und führt ein Leben so nah am Abgrund, dass der endgültige Absturz nur eine Frage der Zeit sein kann.

mora2Nach ihrem Tod findet Darius ihre Tagebuchaufzeichnungen. Die sind, zu seiner großen Überraschung, gänzlich in Ungarisch abgefasst. Dabei hatte Flora stets so getan, als sei ihre Vergangenheit nicht von Belang und auch völlig unwichtig für sie. Er beauftragt eine junge Frau mit der Übersetzung, packt ein paar Sachen zusammen und fährt zunächst in Floras Heimatdorf. In der Hoffnung, dort etwas über sie herauszufinden, was sie ihm verständlicher, ihre Entscheidung, Selbstmord zu begehen, womöglich erträglicher macht.

Seine Freude nicht mit anderen zu teilen kann diese schmälern, aber sein Leid nicht mitteilen, also keine Hilfe erfahren zu können, kann einen umbringen.

Es bleibt nicht bei der Reise nach Ungarn. Kopp fährt weiter, nach Slowenien, Albanien, Georgien, nach Istanbul und Griechenland. Von wechselnden Mitreisenden, aber stets von den Aufzeichnungen seiner Frau begleitet, nimmt er Einblick in die Leben anderer, die ähnlich trostlos aussehen wie sein eigenes. Er trifft seinen Vater, zu dem er seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, er deliriert mit einer schweren Hirnhautentzündung in einem kleinen albanischen Dorf vor sich hin, in das ihn eine Anhalterin namens Oda lotst. Eigentlich sucht er nach einem Ort, an dem er die Asche seiner Frau verstreuen kann, sucht er nach einem Abschluss dieser seiner Tragödie und findet nur noch mehr Tragödien.

Terézia Moras Schreiben wabert zwischen personaler und Ich-Perspektive hin und her, mal ist es wie ein steter Gedankenstrom, mal wie der Bericht eines Unbeteiligten. Die Geschichte teilt sich in die Reise Darius Kopps und in die Tagebuchaufzeichnungen seiner Frau, das eine fortlaufend im oberen Drittel der Seite, das andere im unteren. Das allein stellt einen schon vor die ein oder andereganz praktische Herausforderung – was zuerst lesen und wo stoppen? Die Tagebuchaufzeichnungen Floras geben tiefe Einblicke in ihre seelischen Befindlichkeiten und Abgründe, unter einer manisch-depressiven Psychose soll sie leiden.  Sie wird medikamentiert und therapeutisch behandelt und so finden sich im Tagebuch auch ellenlange Beschreibungen von Psychopharmaka und deren Nebenwirkungen, von den Symptomausprägungen der Depression. Keine Hoffnung. Nirgends.

Sie wissen nicht, wovon Sie reden. Wenn ich jemandem sage: ich bin zuckerkrank, fühlt er mit mir und fragt mich höchstens nach der Beschaffenheit meiner Diät oder wie sich die Spritzen anfühlen. Wenn ich jemandem sage: Ich leide unter der manisch-depressiven Krankheit, bin ich auf der Stelle durch bei ihm, denn er hat keine Lust und auch wirklich keine Kraft, sich um die Probleme anderer Leute zu scheren, er ist zu müde für eine fremde Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, ihm gehts doch auch nicht immer gut (…)

Man fragt sich am Ende beinahe ernüchtert, worum es Terézia Mora in ihrem Roman ging. Um das Wesen der Depression, der psychischen Krankheit? Um die Anerkennung in der Gesellschaft? So viele Themen – von Ausländerfeindlichkeit über Existenzängste und die eigene Sozialisation – werden angeschnitten, dass man manchmal gar nicht weiß, wohin man zuerst blicken soll. Darius Kopp bleibt eigentümlich passiv und behäbig, seine Reise endet in einem riesigen Tumult, als er einem Kind in Griechenland versehentlich eine Autotür gegen den Kopf schlägt. Daraufhin wird er zusammengeschlagen, verprügelt, nach allen Regeln der Kunst, sein Auto wird zerlegt, im Kofferraum noch immer die Asche seiner Frau. Terézia Moras Buch ist sowohl thematisch als auch sprachlich sehr gewaltig, eine Herausforderung, der man sich gewachsen fühlen (wollen) muss. Ein bisschen ratlos lässt er einen zurück, ein bisschen erschöpft und ausgelaugt. Das Leben ist schlecht, die Menschen auch, so ist es eben. Ist es trockener Fatalismus, der einem entgegenschlägt? Die reine Absenz von Lebensmut,überhaupt von einem Leben?

Am Ende hat man nicht das Gefühl, Darius und seiner verstorbenen Frau nähergekommen zu sein. Ein Stück des Weges hat man mit ihnen zurückgelegt, dann wird man wieder stehengelassen. Zurückgelassen in seiner eigenen Existenz. Terézia Mora stellt keine Fragen und gibt keine Antworten. Sie präsentiert uns den Ausschnitt aus zwei Leben, wie es vermutlich viele gibt. Wie gehen wir damit um? Für mich ist Mora mit diesem Monumentalwerk der Lebensverneinung zwar beeindruckend, aber insgesamt doch zu vollgestopft, zu ausgeschmückt mit Details, die letztlich nirgendwohin führen als in die Schwärze depressiver Schlussfolgerungen. Die Notwendigkeit der zweigeteilten Seiten hat sich auch bis zum Ende nicht erschlossen, ohne Frage hätte man auch kapitelweise die Perspektiven wechseln können, ohne, dass der Text irgendwie an Eindringlichkeit verloren hätte.

Wer ist nun ‚Das Ungeheuer‚? Der Mensch,die Krankheit? Vielleicht.